woman in washingmachine

Was war eigentlich los, seit September? Einerseits war ich beleidigt, weil mir (ein freundlicher Hinweis) mitgeteilt wurde, meine Social Media Strategie sei kacke. Weiß ich, das liegt daran, dass ich Social Media kacke finde. Andererseits ging es mir nicht gut. Herbst ist eigentlich voll meine Zeit. Und natürlich kann man nicht leugnen, dass es nicht besser wird in Deutschlands Schulen. Aber mir ging es innen drin und drumherum nicht gut. Kurzer Rede kurzer Sinn: Ich befand mich im Schleudergang unserer undichten Waschmachine. Da färbt einiges ab, da verliert man sich etwas, da kommt man schwer raus.

Ich wollte aber – und so wird es auch sein. Ich verabscheue diesen Tamtam um Jahreswechsel. Aber das vergangene Jahr beinhaltete nur Niederschmetterndes, wie den Tod meiner Mutter, die bohrenden Fragen zu meiner eigenen Gesundheit, die Sorgen um die Familie, der gesellschaftliche Ruck nach rechts, Krieg und Terror und das vor sich hin modernde Haus. Und was macht man da?
Ausräumen, trocken legen, lüften und sich nach Lösungen umsehen. So ist das! Der Gatte hat ein Barometer bekommen. Ein altes hübsches Ding ist das, an das man kurz klopft, um eine Tendenz zu bekommen. Momentan steht es auf veränderlich und das reicht mir schon. Juhu, 2024!

Seit September war ich natürlich nicht untätig. Ich habe Gewerkschaftsarbeit gemacht, dramatische Gedanken zu meiner eigenen Zukunft gesponnen (will ich Lehrkraft bleiben oder nicht?), Theatertexte habe ich geschrieben und viel Lob bekommen. Ich habe Bilder gemalt, mich akupunktieren lassen, eine Therapie angefangen, von der Frauenärztin vernommen, dass ich vorzeitig in den Wechseljahren bin und ich habe vorbildlich aber jammernd in der Schule gearbeitet. Ich habe rechte Wellen innerhalb der Schülerschaft erlebt und bearbeitet, meine Theater AG angestaunt, die arbeiten wie die Tiere. Ich habe geweint, weil meine Lieblingskollegin schwer krank ist. In Radiergummis habe ich geschnitzt. Ich hab ein bisschen das Schulamt geärgert, weil ich da mal angerufen hab mit dem Problem, dass ich so unter dem Personalmangel leide. Leider konnte mir da keiner helfen – Überraschung.

Ich klopfe ans Barometer, die Nadel bewegt sich nicht, soll man nicht zu oft machen, man soll wohl darauf vertrauen, dass sich verändert, was vorher schwer war. Die Frau in blau wird auch wieder sonnig beschienen. Dann stürmt es wieder, so ist das eben.

Also sitze ich am Rechner, fasse zusammen und raffe mich auf. Meine Zukunftsvorhersage für 24 lautet: es geht weiter – quittieren wir das erstmal mit Achselzucken. Probleme von morgen gehen wir morgen an, bis auf das mit dem Klima, Krieg und Neofaschismus, das wird wohl weiterhin weitestgehend unbeackert bleiben. Naja. Zum Schluss noch ein Gedicht zum Weltuntergang gefällig? Ich dachte, ich baue hier mal eine neue Kategorie ein, nämlich Texte fürs Theater und Gemüt.

Weltuntergang
Zug fällt aus, Bus fährt nicht los, zu spät zum Termin, es ärgert mich, aber auch kein Weltuntergang

20 Minuten besetzt beim Lungenarzt, dann endlich dran, aber ohne Beschwerden kein Termin. Überall sonst besetzt. Ärgerlich, aber kein Weltuntergang.

Schüler weg, keiner weiß was, Mutter reagiert nicht auf Anrufe, sehr seltsam. Kommt nicht zur Schule. Mag sie aber total. Besorgniserregend, aber immer noch kein Weltuntergang.

Haus modert, keiner weiß warum, große Baustelle, schlechte Aussicht, dann noch Funken aus der Steckdose, man will nicht mehr, aber kein Weltuntergang.

Überall Depression, ich Depression, Freundin Depression, Bekannte Depression, Kollege Depression, erschütternd aber kein Weltuntergang

Flüsse laufen über, Keller laufen voll, Leute füllen Säcke, überall Wasser, überall Schäden, die Versicherungen seufzen, aber sich aufs Böllern freuen. Fast wie Weltuntergang, nur vom Sofa betrachtet.

Krieg in der Ukraine, Terror und Leid in Israel und Palästina, Erdogan agitiert, Putin unterminiert, USA immer scheiße, AfD stark, jetzt Weltuntergang? Noch nicht. Trotzdem lähmend.

Weltuntergang. Naja. Was soll‘s.

 


Ich jedenfalls hänge jetzt erstmal zum Trocknen auf der Leine und überlege mir ein paar Szenarien des nächsten Jahres. Gedanklich sollte man auf alles vorbereitet sein.

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