Höcke, Inklusion und die Geschichte der Sonderpädagogik

Höcke von der AfD gibt also ein Interview und spricht über Inklusion, Behinderung und natürlich Abwertung.

Guck ich mir das jetzt an? Oder lass ich´s lieber? Als ich mir damals die kleine Anfrage der AfD an den Bundestag von 2018 (Drucksache 19/1444 mit Antwort 19/1623) durchlas, da habe ich schon die Wut bekommen. Wochenlang habe ich mich geärgert und gewettert, weil diese Anfrage die Haltung dieser Partei auf ganz abscheuliche Art und Weise zum Ausdruck bringt. Völlig klar ist, dass sie zum Zweck hatte, Menschen mit einer Vorstellung von Behinderung zu beeinflussen, die mit Inzest und Migration zu tun hat. Damals schon habe ich Bilder aus der Nazizeit vor Augen gehabt, auf denen zum Zwecke der Propaganda deutlich gezeigt wurde, wer nicht reinen Blutes sei.

Nun lese ich in den Medien vom AfD-Chef Thüringens, der sich unzweifelhaft rückwärtsgewandt über Inklusion und Menschen mit Behinderung auslässt und ich bin mir nicht sicher, ob ich mir das Sommerinterview des MDR vom Mittwoch, 09.08.2023 anschauen möchte. Wahrscheinlich lasse ich es lieber. Denn ich beobachte unzählige Berichte, Kommentare und Aktionen, die dieses Interview zum Ausgangspunkt nehmen, um nochmal deutlich zu machen wie schlimm menschenfeindlich und abwertend die AfD agiert. Bei der Aktion Mensch gibt es einen Artikel von 2021 darüber, wie oft Menschen mit Behinderungen im Parteiprogramm der AfD vorkommen. Dreimal und dann nicht mal mit Überraschungseffekt. Natürlich können sie da nicht reinschreiben, was Höcke im Interview so von sich gibt. Die Worte „Belastungsfaktor“ und „davon befreit werden“ fielen, also wissen wir, was Sache ist!
An der Geschichte der Sonderpädagogik sehen wir, dass die verschiedenen Förderschwerpunkte im Grunde ein Konstrukt aus der Nazizeit sind. Deutlichere Abgrenzungstheorien helfen auch besser beim Aussortieren. Wohin und mit welchen Ziel aussortiert wurde, wussten die Hilfsschullehrkräfte damals. Welches Leben ist grundsätzlich unwert und wo muss nur zwangssterilisiert werden? In diesen Kategorien bewegte man sich. Weil Menschen mit Behinderung eine Last seien, für die Wirtschaft und im Krieg natürlich, ordnet Hitler 1939 den Euthanasie-Erlass an. In dessen Folge sterben zigtausende Menschen. Mir fallen wieder die Worte aus dem Interview ein: Belastungsfaktor, befreien. Und ich sage NEIN! Die AfD will die Menschen denken lassen, dass es so ist. Wenn ich mich umschaue, sehe ich, dass es nicht so ist.

Ich möchte mit dem Bild und diesem Text noch mal eindrücklich daran erinnern, dass wir, demokratisch und human erzogen, die Pflicht haben, Zeichen zu setzen gegen solche Dinge. Wir stehen solidarisch mit allen Menschen, die durch Haltung und Politik der AfD diskriminiert, benachteiligt, diskreditiert und bedroht werden. Nie wieder sollen die Menschenrechte von Menschen mit Behinderungen (und auch anderen) so missachtet oder eingeschränkt werden. Das betrifft alle.

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